Dienstag, 8. Oktober 2019

Der Epochenunterricht muss auf seine Vorteilhaftigkeit genau untersucht werden!


Der Epochenunterricht muss auf seine Vorteilhaftigkeit genau untersucht werden!

Selbstgewählte Vertiefung
Die selbst gewählte Vertiefung beschäftigt sich mit der Frage nach den Erfahrungen und Befunden zur Wirksamkeit von Epochenunterricht. Dies ist für mich interessant und Neuland, was ich bei der Exkursion in der Freien Waldorfschule Kassel kennengelernt habe. Zunächst einmal, dass was ich in der Freien Waldorfschule kennengelernt habe und dann die wissenschaftliche Einschätzung.
Ein Alleinstellungsmerkmal der Waldorfschule ist der Epochenunterricht. Er dauert 3 bis 4 Wochen und geht von 8:00 Uhr bis 9:45 Uhr. An jedem Wochentag wird das gleiche Fach unterrichtet.  Der Epochenunterricht beginnt bei jedem Fach unterschiedlich. Deutsch ab 1. Klasse, Mathematik ab 1. Klasse, Naturkunde/Biologie ab 4. Klasse, Geographie ab 4. Klasse, Geschichte ab 5. Klasse, Physik ab 6. Klasse, Chemie ab 7. Klasse und Sachkunde in Klasse 1 -3. Der Epochenunterricht beginnt immer mit einem rhythmischen Teil, bei dem Gedichte rezitiert werden, Rhythmen geklatscht, kleine Szenen eingeübt und viel gesungen wird.
Nach vgl. Kamm, 2009, S. 208 zit. nach vgl. Kamm 2001, S.18 geht die Zeitstruktur des herkömmlichen Unterrichts nach administrativen Zwängen, statt nach den Bedürfnissen der Lehrer und Lernenden. Dies gilt im Besonderen im Bereich des Fachlehrerunterrichts mit engem Zeitgitter im Bereich der Sekundarstufe. ( vgl. Kamm 2009, S. 208)  Das Problem des Fachlehrerunterrichts mit engen Zeitgitter ist, dass die Schüler sich auf eine Sache einlassen und durch das schellen der Glocke einen abrupten Wechsel des Stoffes und der Lehrperson erleben. Auf diese Weise kommt es während des Schultages zu vielen verschiedenen Wissensfragmenten. Die echte Lernzeit ist auch gering, weil für einige Zeit für die Kontrolle und Ausgabe der Hausarbeiten und materielle Umrüstung aufgebracht werden muss. (vgl. Kamm, 2009, S. 209). Außerdem kommt es zu einer „Überdehnung des Lernprozesses“, im Besonderen bei Nebenfächern mit einer geringen Stundenzahl durch den „Häppchen Unterricht“. Dies führt auch dazu, dass Lehrer keine gute Lehrer-Schüler- Beziehung aufbauen können, denn der Lehrer hat durch die Zerstückelung mehrere hundert verschiedene Schüler pro Woche.  (vgl.  Kamm, 2009, S.209).
Den Verfechten des Epochenunterrichts die das entzerrte Nacheinander statt das nebeneinander der Fächer wollen geht es um viel mehr als um die Organisation von Lernzeiten. Vgl. Kamm 2009, S. 208, zit. nach vgl. Benzin 1964, S. 11). Das pädagogische Konzept steht im Vordergrund durch epochalisierenden Unterricht die „seelischen-geistigen Kräfte auf wenige Lerninhalte zu fokussieren“ (Kamm 2009, S.208) um eine intensive Auseinandersetzungen mit dem Lernstoff zu ermöglichen. (vgl. Kamm 2009, S.208). Die Lehrer haben in dieser Unterrichtsform die gleichen Schüler und nicht 200 verschiedene Schüler pro Woche wodurch sich eine bessere Lehrer-Schüler Beziehung aufbauen lässt.
Durch die bessere Lehrer-Schüler Beziehung ergibt sich didaktisch auch der Vorteil, dass die Lehrer auf die Schüler besser eingehen können, weil sie ihre persönlichen Interessen, sowie Stärken und Schwächen besser kennen.
Die Verwendung des Epochenunterrichts kann auch historisch begründet werden. Von der Antike bis zum Mittelalter wurde der Fächerkanon „Artes liberales“ in der Form von „Non multa sed multrum“ (Plinius) nacheinander unterrichtet. In der Reformationszeit hat dann die Zerfächerung begonnen. Rudolf Steiner hat mit den Waldorschulen den Epochenunterricht wieder eingeführt. (vgl. Kamm 2009, S. 209).  Seit den 90 Jahren gibt es in den USA ein ähnliches Konzept namens „block scheduling“ (vgl. Kamm 2000, S. 35ff).
Als Epochenfächer bieten sich im Besonderen die Sachfächer wie Geschichte, Biologie, Geografie, Physik und Chemie an. Fächerübergreifendes Lernen eignet sich auch. Die Dauer einer Epoche hängt von organisatorischen, didaktischen und anthropologischen Faktoren ab. Sie dauern zwischen 2 und 4 Wochen. Kleine Epochenunterrichte können organisatorisch auch von einer Lehrkraft gestaltet, wenn diese mehrere Fächer hat und diese nacheinander bündelt. (vgl. Kamm 2009, S. 209).

Literaturverzeichnis
Canandy, L & Rettiug, M.D.: Block scheduling. A Catalyst for Chance in High Schools, Princeton, Nj. 1995

Kamm, Helmut in Handbuch Unterricht; Hrsg: Arnold, Karl-Heinz; Sandfuchs, Wiechmann, Jürgen
Bad Heilbrunn 2009; Verlag Julius Klinkhardt.

Kamm, H. Epochenunterricht. Grundlagen, Modelle, Praxisberichte; Bad Heilbrunn: Klinkhardt 2000.

Kamm, H.; Wider fragmentarisches Lernen. Mit der Zeit anders umgehen: Epochenunterricht; In Pädagogik, H.3 18-22

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