Der Epochenunterricht muss auf seine Vorteilhaftigkeit genau untersucht
werden!
Selbstgewählte Vertiefung
Die selbst gewählte Vertiefung
beschäftigt sich mit der Frage nach den Erfahrungen und Befunden zur
Wirksamkeit von Epochenunterricht. Dies ist für mich interessant und Neuland,
was ich bei der Exkursion in der Freien Waldorfschule Kassel kennengelernt
habe. Zunächst einmal, dass was ich in der Freien Waldorfschule kennengelernt
habe und dann die wissenschaftliche Einschätzung.
Ein Alleinstellungsmerkmal der
Waldorfschule ist der Epochenunterricht. Er dauert 3 bis 4 Wochen und geht von
8:00 Uhr bis 9:45 Uhr. An jedem Wochentag wird das gleiche Fach
unterrichtet. Der Epochenunterricht
beginnt bei jedem Fach unterschiedlich. Deutsch ab 1. Klasse, Mathematik ab 1.
Klasse, Naturkunde/Biologie ab 4. Klasse, Geographie ab 4. Klasse, Geschichte
ab 5. Klasse, Physik ab 6. Klasse, Chemie ab 7. Klasse und Sachkunde in Klasse
1 -3. Der Epochenunterricht beginnt immer mit einem rhythmischen Teil, bei dem
Gedichte rezitiert werden, Rhythmen geklatscht, kleine Szenen eingeübt und viel
gesungen wird.
Nach vgl. Kamm, 2009, S. 208 zit. nach
vgl. Kamm 2001, S.18 geht die Zeitstruktur des herkömmlichen Unterrichts nach
administrativen Zwängen, statt nach den Bedürfnissen der Lehrer und Lernenden.
Dies gilt im Besonderen im Bereich des Fachlehrerunterrichts mit engem
Zeitgitter im Bereich der Sekundarstufe. ( vgl. Kamm 2009, S. 208) Das Problem des Fachlehrerunterrichts mit
engen Zeitgitter ist, dass die Schüler sich auf eine Sache einlassen und durch
das schellen der Glocke einen abrupten Wechsel des Stoffes und der Lehrperson
erleben. Auf diese Weise kommt es während des Schultages zu vielen
verschiedenen Wissensfragmenten. Die echte Lernzeit ist auch gering, weil für
einige Zeit für die Kontrolle und Ausgabe der Hausarbeiten und materielle
Umrüstung aufgebracht werden muss. (vgl. Kamm, 2009, S. 209). Außerdem kommt es
zu einer „Überdehnung des Lernprozesses“, im Besonderen bei Nebenfächern mit
einer geringen Stundenzahl durch den „Häppchen Unterricht“. Dies führt auch
dazu, dass Lehrer keine gute Lehrer-Schüler- Beziehung aufbauen können, denn
der Lehrer hat durch die Zerstückelung mehrere hundert verschiedene Schüler pro
Woche. (vgl. Kamm, 2009, S.209).
Den Verfechten des Epochenunterrichts
die das entzerrte Nacheinander statt das nebeneinander der Fächer wollen geht
es um viel mehr als um die Organisation von Lernzeiten. Vgl. Kamm 2009, S. 208,
zit. nach vgl. Benzin 1964, S. 11). Das pädagogische Konzept steht im Vordergrund
durch epochalisierenden Unterricht die „seelischen-geistigen Kräfte auf wenige
Lerninhalte zu fokussieren“ (Kamm 2009, S.208) um eine intensive
Auseinandersetzungen mit dem Lernstoff zu ermöglichen. (vgl. Kamm 2009, S.208).
Die Lehrer haben in dieser Unterrichtsform die gleichen Schüler und nicht 200
verschiedene Schüler pro Woche wodurch sich eine bessere Lehrer-Schüler
Beziehung aufbauen lässt.
Durch die bessere Lehrer-Schüler
Beziehung ergibt sich didaktisch auch der Vorteil, dass die Lehrer auf die Schüler
besser eingehen können, weil sie ihre persönlichen Interessen, sowie Stärken
und Schwächen besser kennen.
Die Verwendung des Epochenunterrichts
kann auch historisch begründet werden. Von der Antike bis zum Mittelalter wurde
der Fächerkanon „Artes liberales“ in der Form von „Non multa sed multrum“
(Plinius) nacheinander unterrichtet. In der Reformationszeit hat dann die
Zerfächerung begonnen. Rudolf Steiner hat mit den Waldorschulen den
Epochenunterricht wieder eingeführt. (vgl. Kamm 2009, S. 209). Seit den 90 Jahren gibt es in den USA ein
ähnliches Konzept namens „block scheduling“ (vgl. Kamm 2000, S. 35ff).
Als Epochenfächer bieten sich im
Besonderen die Sachfächer wie Geschichte, Biologie, Geografie, Physik und
Chemie an. Fächerübergreifendes Lernen eignet sich auch. Die Dauer einer Epoche
hängt von organisatorischen, didaktischen und anthropologischen Faktoren ab.
Sie dauern zwischen 2 und 4 Wochen. Kleine Epochenunterrichte können
organisatorisch auch von einer Lehrkraft gestaltet, wenn diese mehrere Fächer
hat und diese nacheinander bündelt. (vgl. Kamm 2009, S. 209).
Literaturverzeichnis
Canandy, L & Rettiug, M.D.: Block scheduling. A Catalyst
for Chance in High Schools, Princeton, Nj. 1995
Kamm, Helmut in Handbuch Unterricht; Hrsg: Arnold,
Karl-Heinz; Sandfuchs, Wiechmann, Jürgen
Bad Heilbrunn 2009; Verlag Julius Klinkhardt.
Kamm, H. Epochenunterricht. Grundlagen, Modelle,
Praxisberichte; Bad Heilbrunn: Klinkhardt 2000.
Kamm, H.; Wider fragmentarisches Lernen. Mit der Zeit anders
umgehen: Epochenunterricht; In Pädagogik, H.3 18-22
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