Recherche vor
dem Besuch und Notizen aus dem Schulbesuch
Waldorfschule allgemein
Die Lehre geht
auf Rudolf Steiner 1861-1925) zurück. Er ist ein Vertreter der anthroposophischen
Menschenkunde, die auf der Viergliederung des Menschen beruht. Die
Viergliederung des Menschen beschreibt neben dem physischen Körper drei weitere
„Wesensglieder“ des Menschen, die nur übersinnlich wahrnehmbar sind. Der
Ätherleib sei Träger der Wachstumskräfte, der Astralleib Träger des
Seelenlebens und das Ich ein unsterblicher, geistiger Kern im Menschen. Jedes
dieser Glieder verlässt zu einem bestimmten Zeitpunkt des Lebens seine
übersinnliche Hülle, werde also „geboren“, wie der physische Leib geboren wird,
indem er die leibliche Hülle der Gebärmutter verlässt. Diese übersinnlichen
Geburten erfolgten in Abständen von sieben Jahren, weshalb die
anthroposophische Anthropologie die Entwicklung des Kindes in Jahrsiebte
einteilt.
„Nicht um die
Verwertbarkeit von Bildungsinhalten geht es, sondern darum, welche
intellektuellen, sozialen, künstlerischen und lebenspraktischen Anlagen im
Einzelnen zur Entfaltung drängen.“ https://www.waldorfschule-kassel.de/home/ueber-uns/
Die Schule hat
ihren Namen nach der ersten Schule die 1919 entstanden ist. Emil Molt, der
Inhaber der Zigarettenfabrik Waldorf-Astoria hat Steiner gebeten, eine Schule
für die Arbeiterkinder zu gründen, die die Anthroposophie zur methodischen
Grundlage macht. So entstand die erste Schule.
Waldorfschule Kassel
Die Freie Waldorfschule
Kassel wurde 1929 gegründet. 1969 wurde das Berufsbildende Gemeinschaftswerk in
den Unterricht integriert. Die Schule gehört dem Bund der Freien Waldorfschulen
an. Die Schule wird von Birgit Eggers geleitet.
Die Freie
Waldorfschule Kassel ist in den Kinderstube Drusetal, den Waldorfkindergarten,
Eingangsklasse, Schule und Berufsausbildung.
Kinderstube Drusetal
30 Kinder im
Alter von 1 bis 3 Jahren. Öffnungszeiten von 7:00 Uhr bis 16:30 Uhr.
Es wird Wert
gelegt auf Pflege, eine altersgemäße Ansprache und eine gesunde Ernährung.
Waldorfkindergarten
120 Kinder Er
besteht aus einem weiten Außengelände. Es werden ausschließlich natürliche
Spielmaterialien verwendet, Spielen bei jedem Wetter im freien, biologisch
selbst zubereitetes Frühstück, Verzicht auf elektronische Medien, wiederholende
Aktivitäten wie Wasserfarbenmalen oder Eurythmie.
Eingangsklasse
Vorbereitung auf
das schulische Lernen. Arbeiten mit Holz, Ton, Farben, Wolle und allem, was in
der Natur zur Verfügung steht. Anregung der Sinne. Gemeinsames Sprechen und
Singen.
Der Unterricht
geht von 8:00 Uhr bis 12:30 Uhr. Empfang 7:45 Uhr Hortbetreuung bis 15 Uhr oder
17 Uhr möglich.
Schule
Die Schule ist
eine staatlich anerkannte Ersatzschule die vom Staat zu 2/3 und von den Eltern
zu 1/3 bezahlt wird.
Die Höhe des
Elternanteils ist abhängig von der Monatseinkommenshöhe der Eltern
bis 1.000
€: erwarteter Beitrag pro Monat für
ein Kind 70 €
bis ca. 1.750
€: erwarteter Beitrag pro Monat für
ein Kind 131 €
bis ca. 3.500
€: erwarteter Beitrag pro Monat für
ein Kind 272 €
jeweils zzgl.
19,50 € pro Familie und Monat zur Finanzierung von Baumaßnahmen
Die Schule ist aufgeteilt in die Klassen
1-8 und von 9-12.
Klassen 1 bis 8
Es gilt das Motto
Lernen mit Herz, Kopf und Hand. Wichtig ist der künstlerische Umgang mit den
Inhalten über Sprache, Musik und bildende Kunst.
Ein
Alleinstellungsmerkmal der Waldorfschule ist der Epochenunterricht. Er dauert 3
bis 4 Wochen und geht von 8:00 Uhr bis 9:45 Uhr. An jedem Wochentag wird das
gleiche Fach unterrichtet. Der
Epochenunterricht beginnt bei jedem Fach unterschiedlich. Deutsch ab 1. Klasse,
Mathematik ab 1. Klasse, Naturkunde/Biologie ab 4. Klasse, Geographie ab 4.
Klasse, Geschichte ab 5. Klasse, Physik ab 6. Klasse, Chemie ab 7. Klasse und
Sachkunde in Klasse 1 -3.
Der
Epochenunterricht beginnt immer mit einem rhythmischen Teil, bei dem Gedichte
rezitiert werden, Rhythmen geklatscht, kleine Szenen eingeübt und viel gesungen
wird.
Übersicht über den Fachunterricht.
Französisch oder
Russisch ab 1. Klasse; Religion ab 1. Klasse; Musik ab 1. Klasse; Eurythmie ab
1. Klasse; Englisch ab 2. Klasse; Sport ab 3. Klasse; Handarbeit in Klasse 1 –
8; Handwerk in Klasse 5 – 8; Gartenbau in Klasse 6 – 8; Lebenskunde in Klasse 7
– 10.
Bemerkenswert
finde ich hier, dass der Englischunterricht erst später beginnt als der
Französisch oder Russisch Unterricht. Das Russisch von der ersten Klasse an
Unterrichtet wird habe ich woanders noch nie gesehen.
Weitere Unterrichtsformen
Handarbeit
Handarbeit wird
von Klasse 1 bis 10 unterrichtet. Es wird gestrickt, gehäkelt, gewebt,
gestickt, genäht, geflochten, geschneidert und vieles mehr. Ab der 8. Klasse
wird mit der Nähmaschine genäht.
Eurythmie ist
zentraler Unterrichtsbestandteil. Jeder Buchstabe des Alphabets, jedes musikalische
Element, wie beispielsweise Töne oder Intervalle, unterliegen einer
spezifischen Gesetzmäßigkeit, die es durch den Körper auszudrücken gilt. Die
SuS präsentieren mehrfach im Jahr was sie eingeübt haben.
Werken wird von der
Klasse 5 bis 8 unterrichtet, wo den Schülern das Schmieden, Schneidern und
Schreinern beigebracht wird. In der Klasse 9 und 10 setzt sich das im
handwerklich-künstlerischen Unterricht fort.
Gartenbau
Ab der 6. Klasse
werden die Schüler im Gartenbau unterrichtet. Hier wird der Umgang mit
Werkzeugen und dem Boden beigebracht. Früchte gepflanzt und geerntet.
Angewandte
Technologie und Lebenskunde
Hier sollen
Theorie und Praxis im Mechanik Bereich miteinander verknüpft werden.
Klasse 9 bis 12
Es können an der
Waldorfschule der Hauptschulabschluss, Mittlerer Bildungsabschluss,
Fachhochschulreife (schulischer und praktischer Teil, Allgemeine Hochschulreife
(Abitur) erreicht werden. Des Weiteren ist es möglich eine Berufsausbildung mit
der Schulausbildung zu machen.
Die Berufe Industriemechaniker/in;
Konstruktionsmechaniker/in; Elektroniker/in für Geräte und Systeme und
Tischler/in können gelernt werden. Ein IHK Abschluss wird erlangt.
Praktika haben
eine sehr hohe Bedeutung. In der 9. Klasse gibt es das 2-wöchige
Forstpraktikum. Hier lernen die Schüler in Verbindung mit dem Forstamt
Habichtswald Pflanzen, Lichten, Aufforsten und Durchforsten. Das zweite
Praktikum in der 9. Klasse ist ein 2-wöchiges Betriebspraktikum in einem
Betrieb.
Im 10. Schuljahr
gibt es das Feldmessen, wobei die Vermessung von Territorien und Erstellen von
Karten gelernt wird.
In der 11.
Klasse muss ein Sozialpraktikum im Krankenhaus oder Pflegeheim oder
Behinderteneinrichtung abgeleistet werden.
Fazit: Der Besuch an der Waldorfschule
war für mich sehr aufschlussreich. Sowas habe ich vorher noch nie gesehen und
ist was die Pädagogik angeht weit weg von der Regelschule. Es ist einerseits
ein sehr handlungsorientierter Unterricht was die Fächer angeht und
andererseits auch nicht, weil viel auswendig gelernt und nachgesprochen wird.
Straßenbahnhaltestelle Waldorfschule Kassel
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