Dienstag, 19. November 2019

Exkursion zur Offenen Schule Waldau Stegerwaldstraße 45, 34123 Kassel


Es führt Hauptverantwortlich Frau Karger.
Um 8 Uhr holte Frau Karger uns ab und führte uns durch Teile der Schule. Herr Schärer kam dazu und erzählte den Beginn der OSW als Reformschule und die Umstände in Waldau. Die Schule hat 900 Schüler, 80 Lehrer und 12 Lehrer im Vorbereitungsdienst.
Waldau war in den 70 er Jahren ein Stadtbezirk mit großen sozialen Problemen, viele Migranten aus der Türkei, in den 90 er Jahren haben sich dort viele Aussiedler angesiedelt. Die Probleme des Bezirkes haben sich in die Schule übertragen.
Durch eine starke Schulsozialarbeit in Verbindung mit Vereinen und anderen Organisationen gelang es die Schule zu befrieden. Die Schulsozialarbeit wurde seit 1974 von der AWO und ab 1994 von der Stadt Kassel geführt. Es gibt Beratungsangebote als Schnittstelle zwischen Jugendhilfe und Schule und das Waldauer Ferienbündnis, wo sich um die Schüler auch in der Ferienzeit gekümmert wird.
Die Schulsozialarbeit beginnt bereits in der 4. Klasse der Waldauer Grundschule mit dem Projekt Brückenbauer, wo sich die Sozialarbeiter den Kindern vorstellen und mit denen Kennenlernspiele machen. Einige Grundschüler machen Erkundungen in der OSW und stellen die OSW dann in der Grundschule vor.
In der 5. Klasse geht es mit der Sozialarbeit weiter. Bei der Schülerzusammensetzung wird darauf geachtet, dass die meisten aus Waldau kommen und zu jeweils 1/3 sich aus Schülern mit Hauptschulniveau, Realschulniveau und Gymnasiumniveau zusammensetzen.
Nach der Einschulung werden die offenen Pausentreffs vorgestellt und dann fahren die Schüler auf Klassenfahrt zum Eisenberg. Mit Hilfe von Interaktionsübungen und Kooperativen Abenteuerspielen wird die Klassengemeinschaft gestärkt und die Sozialarbeiter und Lehrer bekommen einen Überblick über die Situation. Nach der Klassenfahrt finden ein wöchige Unterrichtshospitationen statt, wo die Klassen dann anschließend auf Konferenzen analysiert werden.
Von Seiten der Lehrer finden Besuche bei den Eltern der Kinder statt um Kontakt zu den Eltern aufzubauen, einen besseren Einblick in die Situation der Kinder zu erlangen, wie und wo die Kinder lernen usw.
Es gibt 2 Inklusionsklassen mit 5 Schulassistenten die den ganzen Tag mitlaufen. Die anderen Klassen haben keine Inklusionsschüler. Zusätzlich gibt es eine Arbeitsstufe an der Offenen Schule Waldau als berufsorientierendes/ berufsvorbereitendes Angebot für Schülerinnen und Schüler mit dem Förderbedarf in der geistigen Entwicklung.
In der Schule darf nicht gerannt werden. Damit will die Schule erreichen das es ruhiger zugeht.
Die Schüler behalten die gleichen Lehrer über die gesamte Schulzeit. In den Klassen wird das Göttinger Tischgruppenmodell angewendet. Es gibt einen Klassenrat und Ämter in den Klassen.
Es gibt alle 14 Tagen unter den Lehrern Teamsitzungen. Alle Lehrer können die Unterrichtsmaterialien
der anderen Kollegen verwenden. Wenn ein Lehrer eine neue Unterrichtseinheit erstellt, stellt diese die den anderen zur Verfügung. Das gilt auch für die U+ Kräfte die die Unterrichtsmaterialien ebenfalls verwenden dürfen.
Das Unterrichtsfach Religion ist was besonders an dieser Schule. Der Unterricht ist konfessionsübergreifend, d.h. Katholiken, Protestanten, Atheisten, Moslems können an diesem Unterricht teilnehmen.
Das freie Lernen was eine Alternative Unterrichtsmethode darstellt muss Stück für Stück an die SuS herangeführt werden.
Das freie Lernen ist die zentrale Förderung des selbständigen Lernens. Dafür werden Stunden von den anderen Fächern genommen. Es gibt Wochenarbeitspläne anfangs ein Vorhabenbuch und im Jahrgang 9 +10 eine Projektmappe. Im Jahrgang 5 und 6 ist es für die Schüler wichtig Zeitmanagement zu lernen. Die Lehrpersonen müssen hier die Schüler noch eng betreuen und steuern. Für die Schüler gibt es hier Pflicht und Wahlaufgaben. (Eine Hobby- oder Herzensmappe) wird erstellt. Das Fach wird 6 Stündig unterrichtet.
Im Jahrgang 7 und 8 wird das Fach 4 Stunden unterrichtet. In dem Jahrgang werden die Schüler schon weniger von den Lehrern angeleitet. Die Schüler haben 3 Wahlmöglichkeiten zwischen Winterbuch, Papierprojekt, Was ist was- Plakate erstellen.
Im Jahrgang 9+10 wird freies lernen nur noch 3 Stunden unterrichtet. Drittelung des Jahres. Es gibt 3 große Projekte. Pflicht dabei sind 1 mal praktisch, 1 mal Mappe, 1 mal Vortrag. Das Projekt kann entstehen im offenen Labor, Holzwerkstatt und Lehrküche. Die Sozialform ist frei wählbar und es wird benotet.
Es gibt des weiteren Kompaktwochen wie z.B. die Märchenwoche, Sexualkunde
Eine weitere Besonderheit an dieser Schule ist der offene Anfang um 7.30 Uhr. Der Unterrichtsbeginn ist 8:45 Uhr für die Klasse 5 und 6 und die älteren Jahrgänge ab 8 Uhr.
Derjenige der Werken unterrichtet ist kein Arbeitslehre Lehrer, sondern ein Schreinermeister. Arbeitslehrelehrer sind nach Auskunft der Schule nicht so geeignet wie ein Meister. Der Textilunterricht wird von den Lehrern angeboten die das können. Sowas wurde im Arbeitslehreunterricht auch nicht gelernt. An der Uni Kassel gibt es kein Textilseminar.

Meine Einschätzung:  Das meiste ist oben schon gesagt. An der Schule ist besonders die starke Sozialarbeit in der 5. Klasse und die starke Zusammenarbeit mit außerschulischen Organisationen. Der überkonfessionelle Religionsunterricht wird woanders so auch nicht gemacht. Das freie Lernen nimmt mit den Jahrgängen ab. Umgedreht zur Reformschule. Die Schule ist ein gutes Beispiel wie man einen Stadtteil befrieden kann.


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